
„Der Friede beginnt im eigenen Haus“ (Karl Jaspers)
Thema | Hochzeit, Friede in der Partnerschaft/Familie |
Spruch | „Der Friede beginnt im eigenen Haus“ (Karl Jaspers) |
Gruppe | Stefan Spöcklberger begleitet als Standesbeamter viele Paare am „schönsten Tag des Lebens“ bei ihrer standesamtlichen Trauung in der romantischen Stille Nacht Kapelle. Mag. Haberlandner ist als Vorsteher des Bezirksgerichts bei Scheidungsfällen an der Seite der „Ex-Paare“ … |
Die Familie ist die kleinste und wichtigste Zelle der Gesellschaft!
Im Hochzeitsmuseum (im Hellbauerhaus) nachdenken über die wohl intimste Form von Gemeinschaft, über eheliche oder eheähnliche Gemeinschaften.
Partnerschaftliches Zusammenleben – auf Augenhöhe mit dem Partner/in, den Kindern, den (Schwieger-)Eltern, …
Friede und Unfriede wird hier am deutlichsten und intensivsten spürbar!
Gedanken zur Station:
New Lifestyle, Generation Z, Mega Trends! Allen Entwicklungen und Veränderungen zum Trotz: Der Mensch lebt und bewegt sich als soziales Wesen in verschiedensten Gemeinschaften, Organisationen, Communities. Wir kommunizieren in Netzwerken, Foren, Blogs und auf vielen anderen Ebenen. Als meisterhafte Individualisten inszenieren wir uns und stellen uns dem Wettbewerb: perfekt, begehrenswert, erfolgreich, jederzeit bindungsfähig!
Unverändert ist die Sehnsucht vieler Menschen nach Partnerschaft. Unabhängig von verschiedensten Lebensentwürfen und sexueller Orientierung bleibt die Frage nach Beziehung lebendig, bleibt die „Herausforderung Familie“ viel mehr als nur eine Option.
Gerade hier im Hochzeitsmuseum sind wir eingeladen über das Familienbild im Wandel der Zeiten nachzudenken. Familie als kleinste und wohl wichtigste Zelle der Gesellschaft.
Beginnend mit einem Ich + Du als freiwillige, gemeinsam gestaltete Lebensform.
Als Partnerschaft mit oder ohne Zeitplan. Jetzt oder für immer.
Mit oder ohne vertragliche Regelung, als Partner oder als Ehepaar.
Jedoch immer auf Augenhöhe!
Spätestens jetzt sind wir weit jenseits von altmodisch und langweilig.
Wer ernsthaft Partnerschaft, Ehe und Familie denkt braucht viel Mut!
Er/Sie muss sich in buchstäblich jedem Sinn des Wortes „trauen“:
Vertrauen geben und Vertrauen schenken. Offenheit nicht als Selbstaufgabe, sondern als Basis eines erfüllenden Zusammenlebens in jeder Lebensform aber ganz besonders in der Familie.
Von Mensch zu Mensch, als Partner oder auch mit Kindern.
Vertraute Kommunikation, bewusste Wertschätzung und respektvoller Umgang als Grundlage jeden demokratischen Dankens und Handelns.
In diesem Vertrauen Treue spüren. Treue gegenüber sich selbst und gegenüber dem Partner.
Hier ist Unfriede am ehesten fühlbar. Hier ist Friede am intensivsten lebbar, lernbar und spürbar.
Stefan Spöcklberger (Standesbeamter Oberndorf)
Wenn man sich im Hochzeitsmuseum umsieht, findet man die nachhaltigen Beweise für den Wunsch der Menschen nach Beziehung, Nähe, Liebe und Partnerschaft. Dass diese Bedürfnisse auch in unserer heutigen Zeit nichts an Aktualität verloren haben, zeigt nicht nur ein Blick in die Statistik – steigt doch die Zahl der Eheschließungen wieder – sondern auch die politische Diskussion und daran anschließend der Gesetzgeber (Eingetragene Partnerschaft.Gesetz, Ehe unter gleichgeschlechtlichen Partnern).
Was aber passiert, wenn der Ehewille nicht so nachhaltig ist, wie die hier ausgestellten Exponate? 2018 wurden österreichweit 41 % aller Ehen, in Salzburg immerhin auch 36,49 % geschieden, zwar weniger als im „Rekordjahr“ 2007 mit einer Scheidungsrate von fast 50 %, aber doch so viel, dass man sich auch damit auseinandersetzen muss.
Das bürgerliche Gesetzbuch verlangt den Ehegatten sehr viele Pflichten ab: Umfassende Lebensgemeinschaft, gemeinsames Wohnen, anständige Begegnung, Beistand, gemeinsame Erziehung der Kinder… da sind Konflikte vorprogrammiert. Wie geht jeder von uns, wie geht unsere Gesellschaft und ihre kleinste Zelle, die Familie, mit diesen Konflikten um? Können wir miteinander reden, können wir Hilfe von Freunden, Pfarre, Familienberatung, Psychologen oder Mediatoren annehmen?
Ist keine Hilfe mehr möglich, ist die Ehe oder Partnerschaft wie das Gesetz sagt „unheilbar zerrüttet“, bleibt die Scheidung/Trennung. Und auch hier stellt sich die Frage nach dem Frieden: „Kann ich selbst, kann ich meinen Partner in Frieden ziehen lassen?“ Jahre der Gemeinsamkeit und Vertrautheit lassen sich nicht völlig ausblenden: Wir nehmen Erinnerungen, Gefühle mit: Können wir uns an das Positive der Beziehung erinnern, dankbar sein für schöne Zeiten und den Weg frei machen für Neues oder bleiben wir gekränkt, im Negativen verhaftet? Gemeinsame Kinder verbinden uns für das ganze Leben, leiden unter Konflikten ihrer Eltern. In gerichtlichen Streitigkeiten über die Beziehungen der Kinder zu ihren getrennten Eltern wird häufig ein Kinderbeistand als Sprachrohr der Kinder im Verfahren bestellt. In den Botschaften der Kinder an ihre Eltern kommt hier immer der Wunsch der Kinder nach Friede, nach einem Ende des Streites der Eltern, zum Ausdruck.
Im Verfahren betreffend die Scheidung einer Ehe verpflichtet das Gesetz den Richter, in jeder Lage des Verfahrens auf eine Versöhnung der Parteien hinzuwirken, sich ein Bild davon zu machen, ob und mit welcher Hilfe die Parteien zu einer gütlichen Einigung gelangen können und auf entsprechende Hilfeangebote hinzuweisen. In fast 90 % aller Fälle gelingt dies auch und sie enden mit einer einvernehmlichen Scheidung.
Mag. Sascha Haberlandner (Vorsteher Bezirksgericht Oberndorf)
Wegimpulse und Fragen
Welche Erfahrungen habe ich mit Frieden/Unfrieden in der Familie?
Wo stehe ich in meiner Partnerschaft?
Bin ich ein partnerschaftlicher, oder will ich „Frieden“ um jeden Preis?
Bin ich bereit zum offenen Dialog? Haben wir Zeit zum Reden?